Mittwoch, 25. November 2009

Peter V. Brett - Das Lied der Dunkelheit




Heute gibt es mal was anderes... eine kleine Buchbesprechung über einen Fantasy-Bestseller.

Hoch gelobt, so richtig zum Bestseller "gehyped" und schon bald nach Erscheinen mit der Ankündigung einer bevorstehenden Verfilmung versehen, wurde der Debütroman des amerikanischen Schriftstellers Peter V. Brett (Jahrgang 1973).
Was ist wirklich dran an dem noch jungen Werk?
Ein wirklich schön gestaltetes Cover, mit einer halbwegs bunten und schönen Karte im Innenteil der chicen Klappenbroschur. Auf den ersten Blick: Fantasyherz was begehrst du mehr?
Und auf den zweiten Blick?



"Das Lied der Dunkelheit" liest sich gut und flüssig. Peter V. Brett erweist sich als durchaus geschickter und stilsicherer Erzähler, der ein gutes Sprachgefühl besitzt und seine Figuren umfassend einführt und darüber hinaus versucht, seinen Charakteren die für die Geschichte notwendige Tiefe zu verleihen. Wir lernen die drei Protagonisten Arlen, Leesha und Rojer schon als Kinder kennen und wachsen sozusagen mit fortschreitender Lektüre langsam mit ihnen auf.
Sie alle leben in einer von nächtlichen Dämonen (Horclinge) bedrohten und von Furcht bestimmten Welt, in der sich die Menschen ängstlich verstecken und nur durch magische, an Siegeln angebrachten Bannzeichen gegen die verheerenden Angriffe schützen. Nur wenige zeigen Mut und sind zum Kampf gegen die überaus gefräßigen Höllenkreaturen aus dem Horc bereit. Die Menschen haben verlernt, sich zu wehren. Das ist spannend dargestellt, erleichtert es doch das Verständnis für einige der späteren Entwicklungen und Reaktionen der Protagonisten ungemein. Plot und Weltengestaltung überzeugen. Die Vergangenheit ist (noch) mystisch umnebelt. Ich bin mir durch diverse Andeutungen nicht ganz sicher, ob der Roman nun in der Zukunft spielt (früher gab es offenbar Maschinen und verheerende Waffen), die nach einer Katastrophe in eine mittelalterähnliche Welt zurückgefallen ist. Ist ja auch egal. Jedenfalls gibt es eine ausgearbeitete Historie, die dem Buch als Verankerung gut tut. Dennoch gab es - bei all den positiven Aspekten - einige Längen, Mängel und Ungereimtheiten. Im Mittelteil plätschert die Geschichte gemächlich vor sich hin und kommt nicht in Fahrt. Zu lange hält sich die Geschichte mit den teils pubertären Problemen des Erwachsenwerdens seiner Protagonisten auf. Hier entsteht in einigen ausgedehnten Passagen zuweilen der Eindruck einer gewissen "Lüsternheit", die nicht unbedingt passend ist und den Gesamteindruck trübt. Themen wie das Warten auf die erste Monatsblutung, die Angst "beim ersten Mal" schwanger zu werden oder überhaupt das Thema "das erste Mal", werden eingehend, wiederholend und zu ausführlich besprochen. Auch die nächtlichen Angriffe der Horclinge laufen - trotz ihrer durchaus vorhandenen Vielfalt - immer wieder gleich ab. Wirken sie anfangs noch bedrohlich, gewöhnt man sich schnell - spätestens jedoch nach der dritten miterlebten Nacht - an die als überaus dumm dargestellten Kreaturen. Mit jedem Einbruch der Nacht und dann wieder mit Sonnenaufgang spielt sich wiederholend und wiederholend derselbe und irgendwann altbekannte Prozess ab. Nichts anderes gilt für das Übernachten unter freiem Himmel in sog. Bannzirkeln. Zu ähnlich sind die Schicksale der kindlichen Protagonisten. Während Arlen durch den Konflikt mit seinem "schwachen" Vater und dem schweren Verlust seiner Mutter geprägt wird, haßt Leesha ihre "notgeile" Mutter, die Leeshas geliebtem und gutmütigem Vater immer wieder die Hörner aufsetzt. Sie lösen sich von ihren Familien und müssen fortan irgendwie alleine in der gefährlichen Welt klar kommen. Durch diese Elemente verliert die Geschichte leider an Fahrt und deutlich an Spannung und es dauert lange, bis sie gegen Ende - die Kinder sind inzwischen erwachsen und haben sich enorm, teils bis zur Entmenschlichung weiter entwickelt - wieder anzieht. Auch der Gedanke des sog. "Erlösers" der Menschheit ist gewiss nicht neu, erhält mit dem "Tätowierten Mann" allerdings ein zunehmend größeres Gewicht in der Geschichte. Mal sehen wie das weiter geht. Hier zeigen sich allzu deutliche Parallelen zu "Dune" auf.



"Das Lied der Dunkelheit" konnte meine Erwartungen zwar nicht ganz erfüllen, ist alles in allem aber ein gelungenes und lesenswertes Debüt mit ein paar Schwächen, über die man sicherlich mit einem zugedrückten Auge wegsehen kann. Den Hype um das Buch halte ich allerdings für leicht überzogen.



Ich gebe drei von fünf Sonnensymbolen.





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